Golden Child

Golden Child

Das Golden Child ist das Pendant zum Scapegoat in einer dysfunktionalen Familie. Während das Scapegoat dem Missbrauch durch die Familie anhand von Projektion von allem Negativen ausgeliefert ist, bleibt das Golden Child davon erstem Anschein nach verschont.

Das narzisstische Elternteil hat mit dem Prinzip des Splittings entschieden: das eine Kind ist schlecht (Scapegoat), das andere ist gut (Golden Child). So projiziert und erkennt es im Scapegoat meist nur die eigenen negativen Eigenschaften und im Golden Child meist nur die positiven. Hier ist die Rede von den Eigenschaften des Narzissten, nicht des Kindes.

Grundsätzlich sieht der Narzisst seine Kinder nicht als eigenständige Lebewesen, sondern nur als Verlängerung ihrer/seiner Selbst. Meist wird das anhand des Beispiels mit dem Arm veranschaulicht – das Kind ist kein separates Wesen mit eigenen Wünschen, Vorstellungen und Gefühlen, sondern die Erweiterung/Verlängerung des Narzissten: wie der Arm. So bezieht der Narzisst alles, was das Kind angeht, direkt auf sich, es gibt keine Trennung. Daher schreibt er die Erfolge des Kindes auch geradewegs sich zu. Misserfolge des Kindes sind mit großer Scham für den Narzissten verbunden.

Für das Golden Child gelten auch andere Regeln als für das Scapegoat. Während das Scapegoat mit härtesten Strafen, Demütigungen, Erniedrigungen, Entwertungen und Beleidigungen für etwas bestraft wird, gibt es für das Golden Child höchstens einen Kommentar mit einer lob-artigen Nuance für exakt dasselbe. Erfolge des Scapegoats werden kleingeredet, Misserfolge des Golden Child werden verdrängt.

Diese Ungleichbehandlung bleibt jedoch für beide nicht ohne Konsequenzen, und es ist für beide eine traumatische Erfahrung, auch wenn auf vollkommen unterschiedliche Weise. Das Golden Child hat ein sehr großes Potenzial, selbst ein Narzisst zu werden oder sehr radikale Weltanschauungen zu entwickeln. Durch das durch den Narzissten vorgelebte und normalisierte Diskriminieren des Scapegoats und die grundsätzlich sehr düstere Atmosphäre innerhalb der Familie ist auch das Golden Child nicht in der Lage, eine gesunde Beziehung einzugehen oder aufrechtzuerhalten, weil das, was es erlebt und vorgelebt bekommt, schlichtweg Missbrauch ist.

Das Golden Child kann Opfer von Parentifikation oder emotionalem Inzest werden. Da der Narzisst keine Grenzen zwischen sich und dem Kind erkennt, kann das Golden Child auch die emotionale Rolle eines Partners des narzisstischen Elternteils einnehmen. Während für das Scapegoat sukzessive Bedingungen für ein No Contact geschaffen werden, wird für das Golden Child eher das Gegenteil gefördert, sodass es immer in der Nähe gehalten wird.

Eltern sollen ihren Kindern erst Wurzeln, dann Flügel geben. Diese Abfolge ist für das narzisstische Elternteil nicht angedacht. Hier gibt es wieder einen totalen Split: das eine Kind ist wie angewurzelt, während das andere rausfliegt.

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