Projektion

Projektion

Unter Projektion versteht man die Übertragung von meist Negativem auf eine andere Person oder Gruppe. Man kann es sich sehr wörtlich vorstellen: Es ist, als würde ein Beamer etwas auf eine Leinwand projizieren. Im übertragenen Sinne wäre der Beamer der Narzisst – und du die Leinwand.

Wir alle verspüren unangenehme Gefühle, davon gibt es genauso wie von positiven reichlich. Es ist auch vollkommen normal, diese Gefühle zu fühlen. Unangenehm wird es, wenn sie Überhand nehmen und man sich mit ihnen auseinandersetzen muss. Genau das ist das Problem beim Narzissten: Wenn es negative Gefühle sind, will er sich damit nicht auseinandersetzen.

Das falsche Selbstbild des Narzissten ist aus einer Illusion konstruiert, die etwas Vollkommenes, Perfektes und Übermenschliches darstellen soll. Dieses Selbstbild steht aber auf einem Fundament aus all dem Negativen, das der Narzisst nicht wahrhaben will und mit diesem falschen Selbstbild unterdrückt. Es ist, als hätte man eine verschimmelte Wand und hängt ein hübsches Bild davor, um den Schimmel zu verdecken. Der Schimmel ist nicht weg, die Ursache wird nicht behandelt – er ist nach wie vor da, stinkt und sondert Sporen ab. Nach und nach arbeitet er sich weiter durch und kommt immer mehr zum Vorschein.

Wenn der Narzisst nun etwas Negatives fühlt oder getan hat, kann er damit nicht umgehen und muss es sofort externalisieren. Fühlt er Scham, Traurigkeit oder Minderwertigkeit – sucht er sich sofort ein Opfer, um diese Gefühle zu kanalisieren, statt sich zu fragen, wie er damit umgehen kann. So kann er behaupten, dass du lügst, während er selbst lügt. Dass du fremdgehst, während er selbst fremdgeht. Dass du gierig bist – dabei ist er selbst gierig. Dass du rücksichtslos, manipulativ oder egoistisch seist. Dabei ist er es selbst.

Das kann absolut willkürlich auftreten, ohne jeglichen ersichtlichen Grund.
In einer ganz normalen, lockeren Unterhaltung kann der Narzisst plötzlich und unerwartet unglaublich verletzende, herabwürdigende, beleidigende, boshafte, kränkende und demütigende Dinge sagen – und das in einer Manier, als hätte er gerade ganz nett einen Kaffee bestellt.

Für das Opfer ist das höchst verstörend: Zum einen passt das Gesagte nicht zu der Art, wie es gesagt wurde, geschweige denn zum Kontext. Der Narzisst hingegen ist seinen „Gefühls-Schimmel“ losgeworden. Er hat alles erfolgreich auf dich projiziert – und nun bist DU derjenige, der sich damit auseinandersetzen muss.

Während du verzweifelt versuchst, dich in dieser vom Narzissten kreierten Arena durch all das Negative durchzuboxen, das er auf dich losgelassen hat, sitzt der Narzisst händeklatschend mit einem gönnerhaften Grinsen da, erfreut sich an deinem Kampf – und ist mit der narzisstischen Zufuhr zufrieden.

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