Ein langer Weg führte mich zu diesen Zeilen. Steinig, holprig, steil und bitter war er teilweise. Hätte ich etwas anders machen können? Ja, vielleicht, vielleicht auch nicht, gerade damit diese Zeilen entstehen konnten. Hätte ich mir mehr Mühe geben sollen? Nein, ich hatte Mühe damit, mir keine Mühe zu geben. Letzten Endes war das mitunter immer eines meiner größten Hindernisse. Sich abmühen. Vor allem an falschen Stellen. Als ich erkannt habe, dass ich am Lebensabend nicht den berühmten Slogan “she died trying” als Lebensresüme haben wollte, bin ich aufgewacht. Als mein zweites Leben begann, weil ich erkannt habe, dass ich nur eins habe.
Da hat sich für mich alles fundamental geändert.
Ich hörte auf, mir Mühe für das Falsche zu geben. Für die falschen Freunde, Familie, Arbeit, Umfeld, Beziehungen, Bewältigungsstrategien und alles was mein Leben bisher zum Großteil ausmachte. Ich machte keine Ausnahme, sondern rigorosen Detox.
Mein zweites Leben begann, als ich mich von all dem Toxischen, welches mich nicht nur ausgebremst, sondern mich mit jeder Kontamination um Lichtjahre zurückgeworfen hat, befreit habe.

Ich befreite mich vom Gift und Rausch und begann Ende 2022 ein vollkommen abstinentes Leben. Ich fing an, meinen gesamten Fokus, all meine Aufmerksamkeit, all meine Sinne und Skills auf das Richtige zu lenken. Ich fing an, meinen Selbstwert, der durch die narzisstische Erziehung, die ich erlebt und überlebt habe, zusammengekauert im dunklen Keller meines Selbstbildes weinte, langsam aufzubauen. Ich fing langsam an, aus den Trümmern dieser Erziehung feste und stabile Grenzen zu erbauen. Ich wendete mich dem zu, was mir gut tut und wendete mich von all dem ab, was mir schlecht tut und nicht dient. Ich entledigte mich des Opferkostüms mit dem Schriftzug “das Leben passiert mir” und übernahm radikale Eigenverantwortung für das Leben, was für mich passiert.
Mag es sich auch leicht und einfach anhören: Kehre dem ganzen Mist doch einfach den Rücken zu, und werde gesund und glücklich, oder? Zu tief sitzen die Einkerbungen der Toxizität in unserem Habitus. Die Spirale mit destruktiven Beziehungen und Verhaltensweisen, Süchten und Dramen, emotionalen Achterbahnen und Hamsterrädern hat nur eine Richtung: herunter. Ein Coaching von einer der liebsten Seelen auf diesem Planeten hat mir geholfen, die Richtung und mein Leben neu zu definieren.
Niemand sagt, dass es einfach ist, ich sage aber: es ist 100%-tig möglich. Was jeder für die Wendung braucht ist individuell, ich brauchte Abstand vom Gewohnten und lebte ab Ende 2019 für 5 Jahre im Ausland.
Alles, was ich durch diesen Abstand verloren habe, führte mich nach und nach zum wichtigsten Fund meines Lebens – zu mir selbst.
Ich habe erkannt, dass ich mehr will.
Mir wurde bewusst, dass ich mehr kann.
Ich traf die Entscheidung, mehr zu machen.
Mit meinem Master of Science in Public Health möchte ich als Gesundheitswissenschaftlerin auf gesellschaftlicher Ebene Veränderungen triggern. Mit meinem Master of Disaster möchte ich aus persönlicher Betroffenheit andere auf dem Weg aus der Ohnmacht des narzisstischen Missbrauchs – hin zu Selbstbestimmung, Heilung und innerem Aufblühen begleiten.


